Autor: Admin-DTArchiv

Bayrische Familien- und Staats-Chronik

Antiquarisch erworben und dem DTA anvertraut Die vermutlich 1870 zu einem kleinen Buch  gebundenen Seiten in Kurrentschrift bieten nach der Transkription durch Dr. Gertrud Lütgemeier einen Einblick in die Geschichte mehrerer bayrischen Familien und in die Ereignisse im Kurfürstentum Bayern in den Jahren 1700-1779. Rechtschreibung und Handschriften sind gewöhnungsbedürftig und nicht alle Stellen konnten entziffert werden. In der Erlinger/Bicking-Chronik sind leere Stellen und Leerseiten später von anderen Personen mit weiteren Informationen gefüllt worden. Die Chronik in der zweiten Hälfte des Dokuments fasziniert durch die sehr persönliche Sicht des Chronisten auf bekannte Fakten. Das Buch mit der Signatur 4689 enthält drei Teile: Teil I (S. 2-15) 1708-1734 – chronologisch verzeichnete Daten und Verkaufsnotizen verschiedener (?) Familien, ohne Familiennamen Teil II (S. 16-49) Chronik der Familie Erlinger/Bicking, Hofsattler in München 1742 – 1839, umfasst drei Generationen Teil III (S. 50-93) 1770-1779 Chronik des Kurfürstentums Bayern, aufgeschrieben von einem anonymen Zeitgenossen. Sie enthält Notizen zu den Getreidepreisen während der Hungersnot 1770 -1771 der Aufhebung von Feiertagen 1773 dem Verbot der Jesuiten durch Papst Clemens XIV. 1773 der Kontroverse …

Aus der Innensicht

Der Autor Daniel Führer entwickelt in seinem Buch ein facettenreiches Kaleidoskop der spannungsreichen Periode zwischen Erstem Weltkrieg und nationalsozialistischem Deutschland. Viele Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens werden anhand von Tagebucheinträgen analysiert, so Gewalt im Krieg, Putsche, Arbeits- und Freizeitleben, Geschlechterrollen, Intimität oder Abgründe in Paarbeziehungen und Familie. Vier der sechs dafür in den Blick genommenen Tagebücher befinden sich in der DTA-Sammlung.

„Bekommt ihr auch Alkohol ..?“

Die Spanische Grippe wütete im Sommer 1918 und vor allem im darauffolgenden Herbst. Sie kostete allein in Deutschland Hunderttausende das Leben. Im ZEIT MAGAZIN No 52 stellt Redakteur Jörg Burger auf 9 Seiten dar, was er dazu in alten Tagebüchern und Briefen fand. Manche Parallelen lassen sich zum heutigen Umgang mit der Pandemie ziehen. Karl Wille schreibt am 22.10.1918 : „Viele Orte Groß-Berlins haben wegen der Übertragungsgefahr die Schulen geschlossen. Schöneberg hat sich zu solchem Radikalismus nicht aufgerafft, sondern verfügt, daß eine Klasse zu schließen sei, wenn 35% der Kinder fehlen. Gestern ist auch meine 3M-Klasse geschlossen worden, so daß ich nun Grippeferien habe“.  Anderes hingegen lässt heute eher schmunzeln. Karl Bartenstein fragt:  „Bekommt ihr auch Alkohol gegen die Grippe? Das sollte fast das einzige Mittel der Ärzte sein. Ich werde nun auch eine Flasche Rotwein holen.“ ZEIT-Magazin No 52 vom 10.12.2020 S. 44 – 52

22. ZEITREISE

… und ab geht die Post!

Zirkularbriefe im 20. Jahrhundert lautet der Titel der 22. ZEITREISE des Deutschen Tagebucharchivs, die  digital mit zwei Audiofassungen oder – ganz konventionell – als individuelles Leseerlebnis beim Schmökern in einer 100-seitigen, bebilderten ZEITREISE-Broschüre stattfinden kann. Soziale Netzwerke vereinfachen heute den Kontakt innerhalb des Freundes- und Familienkreises und was einst alltäglich war, das Briefeschreiben, ist zu einer seltenen Tätigkeit geworden. Was aber selten ist, wird zu etwas Besonderem. Romantiker würden sagen: Briefe sind echt. Neben Feldpostbriefen oder Liebesbriefen, gibt es eine weitere Briefkategorie: die Zirkularbriefe. Der Zirkularbrief war ein Brief, der als gebundenes Buch oder als loses Bündel innerhalb einer Gruppe reihum ging, von den einzelnen ergänzt wurde und stetig um einen neuen Beitrag wuchs. Meist gab es jemanden, der den Zirkularbrief organisierte, es gab Vorgaben für die Verweildauer und sogar Mahngebühren: Überschreitung kostet 5 Pfennige! heißt es 1903 beim Korntaler Fünfbund. Was noch so alles in diesen Rundbriefen, die nicht selten über Jahre geschrieben wurden, verhandelt wird, lesen oder hören Sie in den Debatten der Pillenmädels. Beide Hörfassungen finden Sie in unserer Mediathek. Unternehmen Sie …

Das Titelbild des SüddeutscheZeitung-Magazin No 40

30 Jahre Deutsche Einheit

Im Magazin No 40 der Süddeutschen Zeitung präsentieren die SZ-Redakteure Thomas Bärnthaler und Patrick Bauer auf 15 Seiten eine vielstimmige Komposition aus Tagebucheinträgen rund um den 3.Oktober 1990 von ost- und westdeutschen Bürgerinnen und Bürgern, deren Tagebücher in unserer Sammlung ruhen.  

Das DTA und sein Museum im Portrait

Die Schriftstellerin und Kulturjournalistin Irene Ferchl besuchte kurz vor Beginn der Corona-Pandemie das Deutsche Tagebucharchiv und publizierte einen mehrseitigen Aufsatz über das Archiv in Schwäbische Heimat, der Verbandszeitschrift des Schwäbischen Heimatbundes. Schwäbische Heimat Heft 2020/3, 12€ Rechtzeitig zur Wiedereröffnung der Ausstellung stattete die Journalistin Susanne Driessle zusammen mit einem Fotografen dem Museum im Deutschen Tagebucharchiv einen Besuch ab. Daraus entstand ein ebenfalls sehr lesenswerter und reich bebilderter Artikel für das Magazin Mein Schwarzwald. Mein Schwarzwald Heft 6/Ausgabe 2020/21, 4,90€ Beide Hefte sind im Zeitschriftenhandel oder direkt über die angegebenen Internetadressen erhältlich.

Radio-Zeitung-TV

Ganz privat? Tagebücher nennt sich das Radiofeature von Katja Artsiomenka aus der Reihe „Neugier genügt“ im WDR5. Durch Freud und Leid mit Stift und Papier überschreibt der Journalist Erich Nyffenegger seinen Artikel auf Seite 3 der Schwäbischen Zeitung vom 29. Juli 2020. Der 2teilige Dokumentarfilm Berlin 1945 – Tagebuch einer Großstadt verbindet historische Archivaufnahmen und Tagebucheinträge (ARTE / rbb, nur bis zum 8.8. 2020 in der Mediathek) Das Team von Radio SAW (Sachsen-Anhalt-Welle) führte zum Tag des Tagebuchs am 12. Juni mit Marlene Kayen ein Interview. Die spanische Grippe 1918 im Tagebucharchiv Emmendingen; ein Radio-Bericht im SWR2 aus der Sendung Journal am Mittag vom 26. Mai 2020

Fünf Zeitzeugen – ein Jahrhundert

21. ZEITREISE „Gelebt!- Menschen aus dem 20. Jahrhundert erinnern sich“ Knapp 240 Besucher haben sich an den ersten beiden ZEITREISE-Lesungen im November gerne mit auf die Reise nehmen lassen, die das DTA auf den Spuren von Menschen aus dem 20. Jahrhundert unternommen hat. Fünf Zeitzeugnisse wurden in einer Lebensrückschau – ergänzt durch Zwischentexte und improvisierte Musik zu Komponisten der Jahrhundertwende – aus dem Fundus von 3.000 Autobiografien präsentiert. Die Besucher waren voll des Lobes für das gewählte Konzept und für die Atmosphäre im erstmals für eine ZEITREISE genutzten Saal im Neuen Rathaus.

Wir Kinder der Gewalt

Die Autorin Miriam Gebhard stellt in ihrem Buch Lebensgeschichten von Kindern dar, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit aus einer Vergewaltigung seitens eines – nicht nur russischen – Armeeangehörigen entstanden sind oder die erleben mussten, dass ihre Mutter vergewaltigt wurde. Sie beleuchtet die daraus hervorgegangenen massiven seelischen Belastungen und Traumata. Grundlage ihrer Arbeit bilden Interviews, die sie mit betroffenen Männern und Frauen geführt hat, sowie Zeitzeugnisse. Unter anderem wertete sie zwei Tagebücher des DTA-Bestandes aus.

Bild des Buchtitels

Diesseits der Grenze

Gabriel Heim, Publizist und Verfasser von Biografien der neueren Zeitgeschichte aus Basel, erzählt in seinem Buch Lebensgeschichten von Menschen, deren Personalien von der baselstädtischen Fremdenpolizei verzeichnet sind. Die Erinnerung der dort eingetragenen Bertha Lenel entdeckte er im Bestand des DTA (DTA 1995). Im Kapitel „Auf Gottes Pfaden“ stellt er die Lebensgeschichten der beiden zum Christentum konvertierten Jüdinnen Bertha Lenel und Lili Reckendorf einander gegenüber, die erstaunlich parallel verlaufen. Beide Frauen wurden vom Nazi-Regime verfolgt, in das Konzentrationslager Gurs deportiert und überlebten mit Hilfe eines Basler Fürsprechers die Zeit des Nationalsozialismus. Diese spannende Doppelgeschichte und noch viele weitere erzählt er in seinem Buch.

Bild des Buchtitels

Weimar 1919

Mit Catharina Louise – genannt Käthe – Lehmanns Tagebuch 1914-19 (DTA 3598) hat Jörg Sobiella, Redakteur beim Radiosender MDR Kultur, ein Zeitzeugnis aus dem DTA-Bestand ausgewählt. Aus diesem zitiert er durchgängig in seinem über 600 Seiten umfassenden Sachbuch. Der Tagebucheintrag der Beamtengattin Käthe Lehmann als Reaktion auf die Einberufung der verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung in Weimar, wird bspw. folgendermaßen zitiert: „Viele hiesige Leute waren erst entsetzt darüber, sahen uns im Geiste schon alle in die Luft gesprengt durch die Spartakisten – doch wir fassen es anders auf und sind stolz darauf, dass unser Weimar dafür vorgesehen wurde.“ Jörg Sobiella arbeitet in seinem Buch akribisch viele Facetten dieses wichtigen Jahres 1919, in dem die erste deutsche Demokratie geboren wurde, heraus.

Bild des Buchtitels, Schwarz-Rot-Goldener Hintergrund aus gerissenem Papiervlies

Republik der Angst

Schon zweimal, 2008 und 10 Jahre später, recherchierte Frank Biess, Professor an der University of California in San Diego, für ein Buchprojekt im DTA. Auch für seine neueste Publikation – nominiert in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“ für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019 – verwendete er 6 Tagebuchautoren aus dem DTA-Fundus. Die Jury schreibt: „Frank Biess wirft einen neuen, weniger selbstzufriedenen Blick auf die Geschichte der Bundesrepublik. Er schildert sie als eine Folge von Angstkrisen – Angst vor Vergeltung, vor dem Staat, vor Krieg – und fragt nach den Möglichkeiten einer demokratischen Gefühlspolitik.“

Bild des Buchtitels mit dem Foto einer Gruppe deutscher Soldat vor dem Eifelturm

Ordinary German Soldiers

Für ihr 2018 erschienenes Buch hat die kanadische Historikerin Julia S. Torrie aus dem DTA-Bestand aus 21 Zeitzeugnissen deutscher Soldaten, die an der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg beteiligt waren, zitiert. „Ordinary German soldiers“ sind es, für die sich die Autorin interessiert und sie stellt in ihrem Buch dar, wie sich das alltägliche Leben dieser fremden Besatzungsmacht in Frankreich konkret abspielte. Wie sah ihr Konsumverhalten aus, ihr touristisches Interesse am fremden Land und ihr Freizeitleben? Was schrieben sie nach Hause und was fotografierten sie? Eine interessante Lektüre über ein noch nicht stark erforschtes Feld.

Tagebucharchiv unter Denkmalschutz

Gut zwei Jahrzehnte nach seiner Gründung ist das Deutsche Tagebucharchiv (DTA) in Emmendingen im März 2019 als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen worden. In der Begründung des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg heißt es: Der Schutz der Sammlung des Deutschen Tagebucharchivs wurde möglich durch ein Gutachten des Landesarchivs Baden-Württemberg, welches die Bedeutung der DTA-Sammlung aus ‚wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen’ feststellte. Durch diese Initiative wird dem Deutschen Tagebucharchiv jetzt vor allem wegen seines „besonderen Seltenheitswertes und des hohen dokumentarischen und exemplarischen Wertes“ eine Würdigung im Denkmalbuch zuteil. Tagebucharchiv ist nun Kulturdenkmal überschrieb die Badische Zeitung einen Artikel am Freitag, 22. März 2019 auf badische-zeitung.de

Der Feldzug anno 1870/71

Von tapferen Baiern und pfüfigen Franzmännern erzählt das Tagebuch eines bayrischen Zimmergesellen namens Josef Edelmann, der im Deutsch-Französischen Krieg als Bombardier am Feldzug teilnimmt. Mit eisernem Kopf und steinernem Herz  kämpft er auf den Schlachtfeldern von Sedan, Orléans und Wörth, wo die dahingemähten Krieger verstümmelt u. theilweise unkennbar dalagen zwischen umgerißenen und zerfetzten Bäumen. In dem vom Autor anlässlich des freudenreichen Wiedersehens im Juli 1871 verfassten Erzähllied, gerichtet an die Kameraden und Verwandten, besingt und betrauert er die gefallenen und lebenden Kriegsbrüder. Nicht nur sein Alter – 150 Jahre – sondern auch das dunkelrote Ziegenleder, der Goldschnitt oder das eingeprägte Familienwappen machen Josef Edelmanns Tagebuch zu einem besonderen Stück in unserer Sammlung. In seiner Anmutung entspricht es so gar nicht dem martialischen Schlachtengemälde, das es enthält. Wir vermuten, dass der Soldat bei seiner Einquartierung in einem der verlassenen Adelsgemächer den präsentablen Einband der Eloge Historique Du Général d’Hautpoul  fand und sich diesen aneignete, um seinerseits für eine Eloge an die bayrischen Kriegskameraden ein stilvolles  „Gehäuse“ zu haben. (DTA 4403-1) Wer mehr erfahren möchte, kann im …

Vater-Tagebuch des Journalisten entdeckt

Bernd Sösemann, Leiter der Arbeitsstelle für Kommuni-kationsgeschichte und inter-kulturelle Publizistik an der Freien Universität Berlin, beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Lebenswerk des berühmten Chefredakteurs des „Berliner Tageblatts“ Theodor Wolff. Von der Existenz eines Vater-Tagebuchs des kosmopolitischen jüdischen Journalisten erfuhr Bernd Sösemann durch die Freiburger Germanistin Angela Reinthal, die für eine eigene Publikation im DTA forschte. Seit 2006 beherbergt das DTA eine Kopie dieses besonderen Schatzes „Meines Sohnes Tagebuch 1906-1913“ (DTA 1351), die von einem aufmerksamen Berliner Buchantiquar eingereicht wurde. Dieser teilte dem DTA mit, dass das Original des Vater-Tagebuchs seit seiner Versteigerung durch ein Berliner Auktionshaus für mehrere tausend Euro in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Berlin archiviert wird. Nicht einmal Rudolf Wolff, der jüngste Sohn Theodor Wolffs, über den der Vater in seinem liebevollen Vater-Tagebuch „Mein lieber Sohn“ neben seinen beiden Geschwistern auch schreibt, wusste laut Bernd Sösemann von diesem Tagebuch. Bernd Sösemann hat dieses Tagebuch 2018 im Wallstein Verlag herausgebracht. Theodor Wolff: „Es ist im Grunde eine schöne Zeit. Vater Tagebuch 1906-1913“ beinhaltet neben dem Tagebuchtext auch eine Einführung zu Leben …