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Antonie & Heinrich

Heinrich durchläuft eine Militärkarriere, die 1916 mit seinem Tod bei Verdun endet. Der Kommandeur eines Bayrischen Infanterieregiments absolviert viele Manöver, dient an verschiedenen Einsatzorten oder wird versetzt, so dass er häufig von seiner jungen Frau Antonie getrennt ist.

Bayreuth, 24.3.1904
Liebster Schatz!
Da ich gerade allein bin….will ich rasch noch ein wenig mit Dir plaudern. Jetzt wirst Du wohl in Deinem kleinen Zimmerchen bei der Zeitung sitzen, ach wie sehne ich mich dahin, mein Lieb! Du glaubst gar nicht wie sehr! Morgen sind wir bereits 5 Wochen getrennt, das ist eben doch eine richtig lange Zeit. Wenn`s doch schon Mai wäre, aber uns steht erst noch die schwerste Zeit bevor – wir werden uns hoffentlich nicht verrechnet haben, denn ich bin herzlich froh, wenn der April endlich das gewünschte „Kleinste“ bringt, man wird schwerfälliger von Tag zu Tag und ohne das liebste Männle gerade in dieser zeit zu sein, ist doch recht hart!

Antonie, die mittlerweile das zweite Kind geboren hat, schreibt ihrem Mann einen Dankesbrief für sein Geburtstagspräsent

Bayreuth, 5. Sept. 04
Liebster, bester Schatz!
Du bist ja das liebste goldigste Männle von der Welt! Mich so zu überraschen mit einer so prachtvollen großartigen Salonzierde! Ich war ganz baff, als ich`s auspackte. Diesmal hast Du wieder einen hochfeinen Geschmack bekundet, es nimmt sich wunderhübsch aus, und die Farben genau das das Braun und Gold der Möbel.
Also Herzl, meinen allerinnigsten Dank dafür, für Dein liebes , treues Gedenken. Der Zuckerwasserlöffel erfreute uns auch sehr, wird vor Deiner Ankunft noch in Benutzung genommen. Das Kästchen ist ganz reizend, besonders Elsa (Tochter) ist ganz entzückt davon, dass ich`s ihr verstecken müsste…
Schreibe bald wieder und lass Dir`s recht gut gehen und sei nochmals herzlichst, innigst bedankt.
Tausend große und kleine Küssle von uns allen, Toni

Das Ehepaar ist 12 Jahre verheiratet und hat 4 Kinder. Seit einem Jahr tobt der Erste Weltkrieg und Heinrich kämpft an der Westfront.

10.6.1915
Meine Herzallerliebsten!
Soeben habe ich eine Arbeit verrichtet, die Ihr mir zweifellos mit größter Freude und heiligstem Stolz abgenommen hättet: Das Aufnähen von zwei Zwirnösen auf meinen Melde- und meinen Alltagsrock in der Mitte der linken unteren Hälfte zur Aufnahme der Nadel des Eisernen Kreuzes erster Klasse!
Heute Nachmittag hat es mir der Kronprinz mit überaus gnädigen Worten überreicht….Und wie ein Kind habe ich Freudentränen vergossen, als ich heute nach Rückkehr vom Kronprinzen im stillen Kämmerlein zum ersten Mal meinen Blick weidete an dem Zeichen der Erfüllung meines höchsten Lebenstraumes!

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