Autor: Admin-DTArchiv

durch die geöffnete Tür des Museums blickt man auf das Foto einer Tagebuch schreibenden, jungen Frau über eine schwarzen Kommode und neben einer schwarzen Texttafel mit weißem Text

„Gute verschwiegene Tagebuchfreundin…“

Eine Führung in Kooperation mit der Volkshochschule Nördlicher Breisgau: Das Deutsche Tagebucharchiv hat neben Tagebüchern auch Autobiografien und Briefe in seinem Bestand, Tagebücher sind jedoch der eigentliche Schatz des 1998 gegründeten Citizen Science Projekts. Über 27.500 Dokumente von fast 6.000 Schreibenden geben Einblick in persönliche Lebenswelten vom 18. Jahrhundert bis heute. Bei der Führung konnten das älteste, das jüngste, das größte, das kleinste, das umfangreichste und das schmalste Tagebuch bestaunt werden. Auch Geheimschriften, Steno, Tagebücher aus weiter Ferne und aus der Regio waren zu sehen. Wer schreibt Tagebuch und warum? Was macht ein Tagebuch aus? Neben der lebendigen Museumsführung wurden auch Tagebuchauszüge zu Gehör gebracht.

Wie der Sommer 45 die Welt veränderte

In seinem neuen Sachbuch stellt der Historiker Oliver Hilmes die vier ereignisreichen Monate zwischen der deutschen Kapitulation im Mai 1945 bis zur Unterzeichnung der Kapitulation Japans im September in filmisch erzählten Szenen dar. Dabei springt er zwischen den unterschiedlichsten Perspektiven hin und her: Große Politik, Holocaustüberleben, Kultur und der Alltag ganz normaler Menschen. Dieser wird anhand des Tagebuchs der Berliner Hausfrau Else Tietze nacherzählt, welches dem DTA-Bestand entstammt (DTA 1457). Auch die Aufzeichnungen des Potsdamer Ehepaars Annemarie (Musikerin) und Johann Hermann (Physiker) von Duhn (DTA 2211) bereichern mit O-Tönen das Kaleidoskop der Stimmen. Prominente wie Truman, Döblin, Thomas und Klaus Mann und Margot Friedländer durchleben neben unbekannten Menschen diese geschichtsträchtige Zeit und tragen mit ihrem individuellen Blick dazu bei, dass ein atemloses Panorama dieser wegweisenden Zeit entsteht.

Lebensspuren 2024

Die aktuelle Ausgabe der Lebensspuren präsentiert erneut eine Vielfalt jüngst archivierter Tagebücher, Briefe und Lebenserinnerungen. Zu entdecken sind handschriftliche Anleitungen zur Schuhpflege und Gartenarbeit, Rezepte für alle Lebenslagen, zeichnerische Baupläne, Wetteraufzeichnungen, Pflanzenwissen und Trainingsprotokolle – scheinbar Alltägliches, mit erstaunlicher Genauigkeit festgehalten. Auch Kurioses fehlt nicht: Ein Tierarzt erläutert die „Verdauungsphysiologie von Kaninchen“ und analysiert die „Rätsel des Makrelenzugs“, ein Vulkanologe berichtet über Eruptionen auf den Kleinen Antillen, ein Hobbygeflügelzüchter ringt mit der Launenhaftigkeit seines Federviehs. Die Kurzporträts bieten erste Anknüpfungspunkte für journalistische oder wissenschaftliche Recherchen. Im Anhang findet sich zudem ein Auszug aus rund 200 Forschungsanfragen, die das Archiv im Jahr 2024 erreicht haben – mit Angaben zu Namen, Themen und Herkunft der Forschenden. Diese Übersicht macht sichtbar, wie breit das Material des Tagebucharchivs genutzt wird – und ergänzt die Porträts der Einsendungen um eine Perspektive ihrer späteren wissenschaftlichen Auswertung. Die aktuelle Broschüre Lebensspuren 2024 – hier eine Leseprobe – ist für 7 Euro über das Kontaktformular des Deutschen Tagebucharchivs erhältlich. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Poster mit Text Bewirb Dich für ein FSJ und Fotos von Arbeitssituationen im Archiv

FSJ im Tagebucharchiv?

Du hast Lust, ein Jahr lang in die spannende Welt von Tagebüchern, Briefen und Lebensgeschichten einzutauchen? Das Deutsche Tagebucharchiv bietet jungen Menschen die Möglichkeit, im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Bundesfreiwilligendienst (BFD) aktiv mitzuarbeiten – und dabei jede Menge Erfahrungen, Wissen und neue Perspektiven zu sammeln. Für uns ist es eine Win-Win-Situation: Du bringst frische Ideen und Energie mit, wir geben Dir Einblick in Geschichte, Kultur und Archivarbeit. Wie so ein Jahr bei uns aussehen kann? Das zeigt zum Beispiel das inspirierende Video unserer ersten FSJlerin Olga – oder Du klickst dich einfach mal durch die Highlights auf unserem Instagram-Kanal. Wenn Du Interesse hast, beim nächsten FSJ-Jahrgang dabei zu sein, informiere Dich am besten zuerst auf der Website des Caritasverbands für die Erzdiözese Freiburg e.V. und lass dich dort in die Bewerberliste aufnehmen. Alle wichtigen Infos findest Du auch in unserer Ausschreibung für das FSJ 2025/26 im Deutschen Tagebucharchiv. Und dann? Schick uns gerne Deine Bewerbung – mit Foto und Lebenslauf als ein PDF – per Mail an job(at)tagebucharchiv.de. Wir freuen uns auf dich!

der Bucheinband zeigt eine lächende Frau in weißer Bluse vor einer mechanischen Schreibmaschine

Mehr als Steno und Schreibmaschine

Der Bürgersaal im Alten Rathaus war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Annegret Braun aus ihrem Buch Die Sekretärin. Frauenkarriere und Lebensträume in den 1950er Jahren las. Die aufmerksame Zuhörerschaft wurde mit einer klug zusammengestellten Mischung aus humorvollen und nachdenklichen Passagen belohnt, die den Alltag von  Sekretärinnen in den Mittelpunkt rückten. Meisterhaft verknüpfte die Autorin die leichten, oft amüsanten Seiten des Berufs mit den ernsten Kapiteln der Geschichte – und spannte dabei den Bogen von der Zeit, in der Frauen Ende des 19. Jahrhunderts kaum Zugang zu einer Berufsausbildung hatten, bis hin zum Wandel des Berufsbilds im 20. Jahrhundert, insbesondere in den 1950er Jahren. Besonders eindrucksvoll: Die Kapitel zur Rolle der Sekretärin im Dritten Reich wurden zwar nicht vorgelesen, doch die Andeutungen ließen erahnen, dass hier ein tieferer Einblick in ein dunkles Kapitel der Geschichte wartet – und machten neugierig auf mehr. Brauns Buch stützt sich auf unveröffentlichte Tagebücher aus dem Deutschen Tagebucharchiv. Diese verleihen den Stimmen der Frauen Authentizität und Unmittelbarkeit. Mit lebendigen Schilderungen und prägnanten Zitaten machte Braun die gesellschaftlichen Umbrüche jener Zeit greifbar: Für viele …

Artistin mit Balancierstange geht konzentriert über ein Seil, darunter sind teilweise zerstörte Gebäude zu sehn, darüber der Titel des Buches: 1945

Ein Jahr, viele Stimmen

Volker Heises Buch 1945 fächert in Form einer beeindruckenden Stimmencollage die Ereignisse vom 9. November 1944 bis zum 31. Dezember 1945 in Deutschland auf. Dabei ist das Kriegsende, die Waffenruhe, die je nach Ort zu verschiedenen Zeiten eintrat, zwar ein markanter Einschnitt, doch das Leben floss kontinuierlich weiter – auch in Krieg und Nachkriegszeit. Eine unsichtbare Erzählinstanz ordnet das Stimmengewirr, das keinem linearen Plot folgt, sondern das Jahr 1945 als einen Strom von Erfahrungen begreifbar macht: NS-Größen, Soldaten, Hitlerjungen und andere Funktionäre, ein Raketenforscher, aber auch Widerstandskämpfer, Verfolgte, Inhaftierte in Konzentrationslagern und Gefängnissen, jüdische Menschen, alliierte Soldaten, Ärztinnen, Schriftsteller, Schülerinnen und Angestellte. Eingeflochten in diese Vielfalt sind drei Stimmen aus dem Deutschen Tagebucharchiv: Christa Ruffer (DTA 168), das Ehepaar Schaumann (DTA 4952) und Otto Kramer (DTA 277). Otto Kramer, ein Gestapobeamter, gerät in russische Gefangenschaft. In seinem Tagebuch schildert er die Härten des Lagerlebens sowie – nach seiner Freilassung im August 1945 – das Leben in der russischen Besatzungszone. – Gerhard und Louise Schaumann erleben die Nachkriegszeit getrennt. Er, ein Berliner Angestellter, kehrt nach seiner …

Buchrücken alter Bücher daneben das Bild eines entschlossenen Mannes mittleren Alters mit randloser Brille, darunter farbige Tagebücher mit Schloss und links davon eine selbbewußt strahlende Frau aus den Fünfziger-, Sechzigerjahre

Zwei Leben – Zwei Jahrhunderte

Im Rahmen der 26. ZEITREISE lud das Deutsche Tagebucharchiv (DTA) kürzlich das Publikum zu einem abwechslungsreichen Streifzug durch zwei Jahrhunderte ein. Unter dem Motto Zwei Leben – Zwei Jahrhunderte trafen an drei ausgebuchten Abenden im Alten Rathaus Emmendingen und der Universitätsbibliothek Freiburg die Tagebuchwelten zweier ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten aufeinander: Emil Schneider, ein bürgerlicher Familienvater des 19. Jahrhunderts, und Ilse Brandt, eine moderne Frau des 20. und 21. Jahrhunderts. Emil Schneiders Tagebuchtexte, vorgetragen von Markus Schaber, Helmut Hoppe und Rainer Glaser, boten einen intimen Blick in die Lebensrealität des 19. Jahrhunderts. Die Höhen und Tiefen seines Lebens fesselten das Publikum: Emil Schneider schilderte, wie er die Choleraepidemie überlebte und später die politische Spannung in der Zeit nach der Revolution von 1848 erlebte. Besonders eindringlich waren die Passagen aus seinen mittleren Jahren, in denen er den Verlust nahestehender Menschen beschreibt und dennoch festhält: „Ich fühle es, Frieden und Freude werden in mein Haus zurückkehren.“ Die Tagebücher von Ilse Brandt erzählten eine völlig andere Geschichte. Vorgetragen von Christiane Weinzierl, Eva-Maria Dengler-Pellegrini und Marianne Müller, beleuchteten die Texte die …

acht Deckblätter von Tagebüchern in rot-gelb-braunen Farben, zu lesen sind die geographischen Bezeichnungen Korea, Mongolei, Togo, England, Bretagner, Türkei, Indien und Canada

10 Jahre Museum

Das kleine Museum im Deutschen Tagebucharchiv ist seit 2014 das Schaufenster unserer umfangreichen Sammlung. Derzeit präsentieren wir in der Ausstellung eine Auswahl aus über 27.000 Dokumenten.

Wilhelm und Erna halten sich an den Händen. Wilhelm schon in Uniform und Erna im schönen Kleid mit großem Hut blicken ernst.

„Die Liebe ist stärker als der Tod“

– Sie hatten noch keine Gelegenheit, unser kleines Museum zu besuchen? – Wir lassen in Abständen Stimmen aus unserer aktuellen Museumsausstellung zu Wort kommen: auf Deutsch, Englisch oder Französisch, je nachdem auf welches der weißen Startdreiecke Sie klicken. Hier können Sie einen Auszug aus dem Kriegstagebuch von Wilhelm Schwabe (*1884 – † 1914) vom 19. September 1914 hören. Am darauffolgenden Tag fällt er in der Schlacht an der Aisne (1914) in Nordfrankreich und wird im Ort Courtecon begraben. Seine Frau lässt auf seinem Grabstein den Spruch „Die Liebe ist stärker als der Tod“ anbringen. Tagebücher erzählen… Tales From Diaries… Raconter sa vie… Dies ist die 8. Folge aus unserer Serie von Hörtexten; die vorherigen Beiträge finden Sie alle auf unserer Seite zum Museum.

Die kurze Stunde der Frauen

Das Jahr 1945 ist ein außerordentlicher Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Frauen wurden für ihre Stärke und ihre Existenzerhaltung in der Nachkriegszeit, ihre Aufbauarbeit als sogenannte Trümmerfrauen in der öffentlichen Darstellung sehr wertgeschätzt. Das Jahr wurde vielfach sogar als „Stunde der Frauen“ bezeichnet. „Wie die Frauen selbst aber die damalige Zeit erlebten, ist kaum bekannt. Welche Hoffnungen hegten sie? Wie erfuhren sie die belastenden Lebensumstände? Und was dachten sie, als die neu empfundene Freiheit bald wieder den alten Machtverhältnissen weichen musste? Miriam Gebhardt beschreibt das Lebensgefühl deutscher Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg eindringlich, persönlich und mit viel Empathie.“  Dazu hat sie Selbstzeugnisse von Frauen ausgewertet, darunter rund zehn Tagebücher, Briefe und Erinnerungen aus dem DTA-Bestand. „Sie zeigt, warum sich die meisten Frauen nicht aus alten Rollenmustern befreien konnten, wie es einigen gelang, neue Wege einzuschlagen – und wie diese Erfahrungen unser Leben bis heute beeinflussen.“ (Zitate aus dem Inhaltstext und eine Leseprobe vom Verlag Herder)