Dr. Gertrud Lütgemeier gab einen Einblick in die Transkriptionsarbeit am Beispiel dieses Tagebuchs aus dem 19. Jahrhundert, geschrieben von Friedrich S. (sig.3700), einem lutherischen Pfarrer aus Grimma in Sachsen. Die Gegenüberstellung von Originaltext und Umschrift verdeutlicht diese Erschließung.
Zwickau 20 Juni 1857 19 Juni 1857 Nach 3 Uhr auf. Um 5 U. Aug. Winklers Beerd.[igung] Gott laß uns gewissenhaft pp und : die Gnade unseres pp communica tiv. Alsbald Abschied von den geliebten Meinen, nachdem ich bei den Gräbern gewesen – nehme nicht Frieden mit aus mei ner stillen Stube, sondern mehr Unterwerfung, Hinweisung auf einen erst zu erringenden Standpunct. Von Grimma |
bis Lausigk fast lese ich Matth. 10, Liebners Ansprache1 nomals, die Visitationsordn. z. Th. und die Fragbogen. Dann mit meiner Reisegefährtin, der Schwiegermutter des Glockengießers in Golzern, kurzes Gespräch. Aus Großpöhla bei Grünstädtel, Mutter v 17 Kindern von denen das 9.und das 14. leben. Glaubt nun, daß die Kirchenvis. vorm Jahr bei ihnen gewesen. Sieht |
1Karl Theodor Albert Liebner (* 3. März 1806 in Schkölen; † 24. Juni 1871 in Merane) war ein deutscher lutherischer Theologe, Philologe und Historiker. Professor für Theologie 1851 in Leipzig, 1855 Oberhofprediger und Vizepräsident des Landeskonsortiums in Dresden. Er veranlasst die seit 1856 durchgeführten „allgemeinen Kirchenvisitationen“ im Königreich Sachsen. |
das bei Etzoldshain erfrorene Kartoffelkräutich2 mit Schrecken: „Wie mags da im Gebirg sein?“ reist zur Hochzeit ihrer Nichte nach Stößberg. – Von Lausigk aus Geraerin, welche Fürbringens einig ermaßen kennt unsere Anna aber nicht; rühmt v. Eringern sehr, habe bei Hohen und Niedern Anerkennung gefunden – möge nun auch der Herr ihn kennen: ich kenne die Meinen und bin be |
2Kartoffelkraut |
kannt den Meinen. Öftere Meditationsversuche, die immer gleichwie im Nichts zerfließen. In Borna bei Proclamator Winter wegen Anna’s u Marias Rentenbriefen. Erfüllt von 50 auf 100 könnten sie nicht sein. In Borna finde ich glücklich meinen ver mißten Schirm vor unter den Gepäckstücken, wie in Grimma den |
gesuchten Reisetaschenschlüssel in meiner Westentasche. Mein vis a vis von Borna bis Kieritzsch Frau P. Gellert aus Hirtsbach im Voigtl. geb. Göbel aus Kittschen. Recht erfreulich, aber auch zu erneuten Besorgnissen, wegen der Kirchenvisitation führend, welche Florig voriges Jahr bei ihnen gehabt, während in der Nachbarschaft D. Ahlfeld, für den sie ganz hingenommen. In Kieritzsch 1 Stunde |
Aufenthalt, dann geräumiges Zwickau-coupé, nur 2 xx Halberst. Damen. Von Crimitschau voller. Junger Maschinenbauherr, der das Joch in seiner Jugend getragen. Zwickau, Tanne. Gott sei gelobt, stille freundl. Stube! Mein Erstes, Brief an m.l. Cl.3 Den trage ich dann auf die Post mit den heute noch in Hohenstdt geschriebenen Zeilen mit d Casual reden4 an m.l. Bruder in Treuen5 . Dann auf die Sup., wo eben Prof. Brückner6 Abschied nimmt. So kann ich ihn doch noch sprechen. Ist im Ganzen befriedigt, hat überall nach Missions- Bibelges.schft gefragt, nichts ihm Auf- |
3„meine liebe Clara“ – die Frau des Pfarrers 4Predigten zu besonderen Anlässen, z.B. Leichenreden, Trauungsreden .. 5Treuen ist eine Kleinstadt im sächsischen Vogtlandkreis 6Benno Bruno Brückner (* 9. Mai 1824 in Roßwein; † 2. Mai 1905 in Berlin) war ein deutscher lutherischer Theologe. |
s. auch den Bericht Blick in die Transkriptionswerkstatt