Alle Artikel mit dem Schlagwort: Erster Weltkrieg

Wilhelm und Erna halten sich an den Händen. Wilhelm schon in Uniform und Erna im schönen Kleid mit großem Hut blicken ernst.

„Die Liebe ist stärker als der Tod“

– Sie hatten noch keine Gelegenheit, unser kleines Museum zu besuchen? – Wir lassen in Abständen Stimmen aus unserer aktuellen Museumsausstellung zu Wort kommen: auf Deutsch, Englisch oder Französisch, je nachdem auf welches der weißen Startdreiecke Sie klicken. Hier können Sie einen Auszug aus dem Kriegstagebuch von Wilhelm Schwabe (*1884 – † 1914) vom 19. September 1914 hören. Am darauffolgenden Tag fällt er in der Schlacht an der Aisne (1914) in Nordfrankreich und wird im Ort Courtecon begraben. Seine Frau lässt auf seinem Grabstein den Spruch „Die Liebe ist stärker als der Tod“ anbringen. Tagebücher erzählen… Tales From Diaries… Raconter sa vie… Dies ist die 8. Folge aus unserer Serie von Hörtexten; die vorherigen Beiträge finden Sie alle auf unserer Seite zum Museum.

Der Kaiser, Hitler und das jüdische Kaufhaus

Von der Entstehung der Warenhäuser im späten 19. Jahrhundert bis zur finanziell schwierigen Zeit am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Geschichte des großflächigen Einzelhandels in Deutschland von einer Pioniergeneration deutsch-jüdischer Unternehmer geprägt. Kaufhäuser wie Tietz, Knopf, Wertheim und Schocken waren erfolgreich, wurden in den 1930er Jahren jedoch von den Nationalsozialisten um ihre Existenz gebracht. Der englische Historiker John F. Mueller (University of Cambridge) zeigt anhand einer Reihe von Archivquellen, darunter auch aus dem DTA-Bestand sowie aus Privatsammlungen, dass jüdische Kaufhäuser entgegen der nationalsozialistischen Propaganda anständige Arbeitgeber, bei den Kunden beliebt und gut in die Wirtschaft integriert waren. Diese Kaufhäuser waren laut John F. Mueller ein so fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft, dass die Nationalsozialisten ihr Vorhaben, sie abzuschaffen, teilweise aufgeben mussten. Aus dem DTA-Bestand wählte der Historiker fünf Quellen aus, darunter die Tagebücher von Carl Emil Werner (DTA 2138), Sohn des Inhabers des Freiburger Kaufhauses Werner-Blust.

Kriegstagebücher im Ersten Weltkrieg

Die Linguistin Marie Czarnikow leistet mit ihrem Buch eine akribische Analyse der Gattung Kriegstagebuch im Ersten Weltkrieg wie auch ihren vielfältigen Formen, ihrer Funktion, Wirkung und ihrer Schreibenden (beiden Geschlechts, verschiedenen Alters und Aufenthaltsortes: Front und Heimat werden gleichermaßen als Teilnahme am Krieg begriffen). Dabei nutzt sie Texte von 28 Tagebuchschreibenden aus dem DTA-Bestand. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wird Tagebuchschreiben ein Massenphänomen: Soldaten füllen kleine Hefte, die leicht mitgeführt werden können, als Kriegstagebuch. Schüler und Schülerinnen führen mit Zeitungsausschnitten versehene Kriegstagebücher von der „Heimatfront“; es gibt vorgegebene Kriegskalender und Durchschreibebücher. Marie Czarnikows grundlegende These ist, dass das Tagebuch den Krieg überhaupt erst erfahrbar und handhabbar macht und dass im Tagebuch das Erleben in Schreiben, Sammeln und Zeichnen übersetzt wird.

Ein elsässisches Schicksal

Angeregt durch ihre Enkelin, „von früher“ zu erzählen stellt die 1924 geborene Herta Siebler-Ferry Gedanken und Erinnerungen zu ihrem langen Leben zusammen: Kindheit und Jugend im Schwarzwald und am Bodensee, Kriegszeit in Straßburg, Rückkehr in den Schwarzwald und Arbeitsleben in Freiburg. Sie übergibt diese und 25 weitere Dokumente aus ihrer Familie dem DTA. Der elsässische Autor Martin Graff erhält für sein Mundarthörspiel „1918 Abschied“ Zugang zu diesen Dokumenten und erzählt die Geschichte der Großmutter May und des Großvaters Paul und ihrer Söhne am Ende des Ersten Weltkriegs in Straßburg. Das Hörspiel wurde am 11.11.2018 um elf Uhr, genau hundert Jahre nach dem Waffenstillstand am 11.11.1918 in Anwesenheit von Herta Siebler-Ferry, in der Kumedi in Riegel vorgestellt. Das Hörspiel erschien in der Reihe SWR4 Mundarthörspiel. Die Badische Zeitung veröffentlichte am Samstag, 20. Oktober 2018 den Artikel Das Schicksal des Schwowalades von Bettina Schulte und am Freitag, 2. November 2018 den Artikel Die Geschichte eines Mannes, der seine elsässische Heimat verlor von Martin Graff.

Deutsch-japanische Beziehungen

Ein Auszug aus der Fachzeitschrift „Nichidoku bunka koryushi kenkya (Studien über die deutsch-japanischen Beziehungen)“ Nr. 14 wurde dem Deutschen Tagebucharchiv aus Tokio gesandt. Die Historikerin Aya Puster recherchierte im vergangenen Jahr im DTA und entdeckte die Tagebücher des Seesoldaten Franz L. Dieser wird 1907 nach Tsingtau (Kiautschou) in China eingeschifft und dient dort als Soldat bis zur Eroberung der Kolonie durch die japanische Armee im Herbst 1914. Ausführlich schreibt er über die Geschichte dieser deutschen Kolonie, den Aufbau der Infrastruktur, die militärischen Einrichtungen und die Situation anderer europäischer Kolonien in China. (siehe auch: Bundesarchiv Die Entstehung der Musterkolonie Kiautschou) Die Kopien, die Frau Puster im Tagebucharchiv anfertigte, werden nun im Historischen Archiv des Erziehungsausschusses der Stadt Kurume in Japan aufbewahrt.

eine eng beschriebene Tagebuchseite mit schwer zu lesenden Schriftzeichen

Immerhin ist es in Tinte geschrieben

Schwer entzifferbare Schriften schrecken Markus Eisen nicht: unzählige Stunden hat sich der Müllheimer Historiker im DTA mit Originalschriften von Freiburgern aus dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. In seinem Beitrag im jüngst erschienen Sammelband des Arbeitskreis Regionalgeschichte in Freiburg „Der Erste Weltkrieg am Oberrhein“ lässt er Zeitzeugen in ihrem individuellen Erleben lebendig werden. Er fand deren Tagebücher im umfangreichen Archiv-Fundus zum Ersten Weltkrieg, transkribierte diese Kurrent-Dokumente in Teilen selbst und stellte dem DTA die Transkriptionen für weitere Recherchen zur Verfügung.

Buchdeckel Zigaretten-Fronten Jonas-Verlag

Recherche zur Zigarette

In den jüngsten, großen Veröffentlichungen zum Ersten Weltkrieg wird die Zigarette allenfalls illustrativ erwähnt. Umso überraschender sind die Fundstellen, die Dirk Schindelbeck bei seinen Recherchen zu „Zigaretten-Fronten – Die politischen Kulturen des Rauchens in der Zeit des Ersten Weltkriegs“ im DTA bei 13 Autorinnen und Autoren aus der Zeit des Ersten Weltkriegs entdeckt hat (aus der Pressemitteilung des Jonas-Verlag). Der Historiker forscht derzeit auch für die beiden weiteren Bände – „Geschmack der weiten Welt“ und „Als die Zigarette giftig wurde“ der auf drei Teile angelegten Veröffentlichung des BMBF-Forschungsverbundes „PolitCIGs – Die Kulturen der Zigarette und die Kulturen des Politischen: Zur Sprache der Produkte im 20. Und 21. Jahrhundert“ im Quellenbestand des Tagebucharchivs.