Kriegstagebücher im Ersten Weltkrieg
Die Linguistin Marie Czarnikow leistet mit ihrem Buch eine akribische Analyse der Gattung Kriegstagebuch im Ersten Weltkrieg wie auch ihren vielfältigen Formen, ihrer Funktion, Wirkung und ihrer Schreibenden (beiden Geschlechts, verschiedenen Alters und Aufenthaltsortes: Front und Heimat werden gleichermaßen als Teilnahme am Krieg begriffen). Dabei nutzt sie Texte von 28 Tagebuchschreibenden aus dem DTA-Bestand. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wird Tagebuchschreiben ein Massenphänomen: Soldaten füllen kleine Hefte, die leicht mitgeführt werden können, als Kriegstagebuch. Schüler und Schülerinnen führen mit Zeitungsausschnitten versehene Kriegstagebücher von der „Heimatfront“; es gibt vorgegebene Kriegskalender und Durchschreibebücher. Marie Czarnikows grundlegende These ist, dass das Tagebuch den Krieg überhaupt erst erfahrbar und handhabbar macht und dass im Tagebuch das Erleben in Schreiben, Sammeln und Zeichnen übersetzt wird.