Der Kaiser, Hitler und das jüdische Kaufhaus
Von der Entstehung der Warenhäuser im späten 19. Jahrhundert bis zur finanziell schwierigen Zeit am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Geschichte des großflächigen Einzelhandels in Deutschland von einer Pioniergeneration deutsch-jüdischer Unternehmer geprägt. Kaufhäuser wie Tietz, Knopf, Wertheim und Schocken waren erfolgreich, wurden in den 1930er Jahren jedoch von den Nationalsozialisten um ihre Existenz gebracht. Der englische Historiker John F. Mueller (University of Cambridge) zeigt anhand einer Reihe von Archivquellen, darunter auch aus dem DTA-Bestand sowie aus Privatsammlungen, dass jüdische Kaufhäuser entgegen der nationalsozialistischen Propaganda anständige Arbeitgeber, bei den Kunden beliebt und gut in die Wirtschaft integriert waren. Diese Kaufhäuser waren laut John F. Mueller ein so fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft, dass die Nationalsozialisten ihr Vorhaben, sie abzuschaffen, teilweise aufgeben mussten. Aus dem DTA-Bestand wählte der Historiker fünf Quellen aus, darunter die Tagebücher von Carl Emil Werner (DTA 2138), Sohn des Inhabers des Freiburger Kaufhauses Werner-Blust.