Bayrische Familien- und Staats-Chronik Teil III

Transkription durch Dr. Gertrud Lütgemeier, Abbildungen G. Seitz
In der Online-Ansicht wurde auf die Wiedergabe der Tabellen verzichtet.

Teil III (S. 50-93)

1770-1779 Chronik des Kurfürstentums Bayern, aufgeschrieben von einem anonymen Zeitgenossen.

S. 50

Ao 1770
Den 6. Aug. starb Unnser
theuerster Herzog Clement3
in einem Alter von 48 Jahren
zu allgemeiner Bestürzung
und allergrößten Leidwesen
des ganzen Vaterlands,
sein Leichnam wurde in
die Kruft der P.P.Caie-
tanern, das Herz aber
nach Altenötting in dortig
heilige Kapellen bey-
gesezt.
Die Theuerung nahm indessen
immermehr zu, und war der
Schrannen4 Preis den 1. Juny

3Clemens Franz de Paula, Prinz von Bayern (* 19. April 1722 in München; † 6. August 1770 ebenda) ein Enkel des bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel.
4deutsches Wörterbuch (Grimm): „pflanzen, insbesondere getreidearten, die mit grannen versehen und dadurch charakterisiert sind.“

S. 51

Ao 1771
In diesem Jahr Vergröß-
erte sich die Theuerung
immer noch mehr, alles schrie
um Brod, es ware traurig,
wie sich die Leuthe bey denen
Beckern Läden um das Brod
rauften, und die Verwegen-
heit gienge so weit, das die
ordnung, und Verhüttung
mord- und Tod das
Militair gebraucht werden
mußte.
Endlich nahmen unser
bester Landesvater, und
unvergesslichster Churfürst
nachdem seine Cassen ganz
erschöpft waren, die Zu-
flucht zu seinem Hauß-
Schaz, Versezt einige
Pretiosa, meistens

S. 52

an Perle an die Am-
sterdammer wargegen
eine grosse Summa
Geld erhalten worden,
welches hinnach meistens
nache Welschland gegen
getreid hinein geschlepet worden.
Schrannen preis
im Monat Aug.

S. 53

Ao 1772
In diesem Jahr haben die
erstaunliche menge Mause
auf denen Feldern villes
verdorben, und zu Grund ge-
richtet. wir musten noch immer
größtentheils von den aus-
ländischen getreid leben welche
uns Wucherische Unmenschen
intheurern preise lieferten,
doch durfte der jennige keine
noth mehr Leiden der geld
hatte.
Schrannenpreis
von 18. aug:

S. 54

Anno 1773
In diesem Jahr zoge der
Allmächtige seine Straf-
ruthe wieder ein, es ware
ein Segenreiches Jahr,
alles hat wohl gerathen, und
so schnell die theuerung
entstanden, so schnell und
wieder Vermuthen Segnete uns
Gott, das Volk stelte Dank-
feste an, schickte feuriges
Gebeth durch die Wolken, und
fienge wieder aufzuleben an,
Schrannenpreis
am 10. 8ber5

5Oktober

S. 55

Vermög general Mandats
dd 12t Januar 1773. wurden
die Feyertag abgeschaft,
an allen in denen Kal-
lendern nunmehr Schwarz
bezeichneten Tägen, solte
gearbeitet werden, um alles
Werchtägig einzurichten,
wurden die Hochämter
und Bredigen abgeschaft,
das Volck aber, und haupt-
sächlich die fromme Bürger-
schaft befolgte dieses kei-
neswegs sondern feyerte
wie zuvor, nur mit dem
unterschied, das sie des
gebredigten Worts gottes
beraubt leben mußten.
Bis 1779 blieb es so wie
oben gemeldet, wie es weit-
er geht, mus nachgetragen werden.

S. 56

Eben in diesem Jahr haben
Päbstlichen heiligkeit Cle-
mens der 14. durch ein in d.
ganzen Welt bekand gemachter
Breve datirt dem 21. July
1773. die Jesuiten in allen
Welt theilen aufgehoben,
Den 4t octb. 1773 haben die
Jesuiten in München ihr
trauriges Schicksall aus
zustehen, morgens um
9 Uhr wurde die auf-
hebung unter einer Escorte
Reitter publicirt, einige
verliessen noch demselben
andre aber den andern
Tag ihr Collegium, und
wurden bey gutherzigen
Leuthen mit freuden
aufgenommen, doch

S. 57

durften 2 unter einem
Dache nicht zusammen wohnen,
Se. Churfrtl. Durchlaucht klei-
deten selbe als Weltpriester,
wiesen ieden eine pension
von 240 fl. an, Verkauften
ihre meublen an die meist-
biettenden, ihre sam-
mentliche liegende gütter
aber, wurden durch eine
eigens dazu bestelte
Commission administrirt,
man liesse ihnen aber die
Kanzeln, und die Verrichtungen
in ihrer Kürche über.
und so gienge die Zer-
trümmerung in Kurzem auf
obige art im ganzen Lande
vor sich.

S. 58

Anno 1774
In diesem Jahr haten wir
wieder ein gesegnetes Jahr,
nur wurde um argen Geld
Mangel geseufzet, dann
der lezte Kreuzer muste in
Vorgehenden Jahren um
das liebe Brod verwendet
werden.
Schrannenpreis
den 5.t 9/g(?)6.

6September

S. 59

Den 22. 7ber 1774 starbe
der für die Jesuiten so merk-
würdige Papst Clemens d. 14te
es wurde einhellig behauptet,
daß er durch ein starkes Gift
aus der Welt geschaft worden
seye.

S. 60

Anno 1775
Dieses Jahr war wieder
gesegnet.
Es wurde auch in Baiern ein
mit besonderer Fromheit,
und apostolischen glauben
begabter Mann, Namens
Joseph Gaßner Bekand.
Dieser Geistmann Exercirte
erstlich in seiner Pfarr
zu Klösterl, und tribe durch
die Kraft des allerheiligsten
Namen JESUS von
viellen die Teufl aus-
Lame, Taube, mit gichter
und der fallenden Sucht
und andren verschiedenen,
Krankheiten behafte Menschen erlangten bey

S. 61

ihm vollkommene Hilf,
Endlich verdroß es dem
Teufl, der ihm so viell
eintrag machte; wählte
also den Don Ferdinant
Sterzinger einen Cajetaner
in München, zu einem
Advocaten, der schon
unter dem Namen als
Hexen- und Geister Leugner
bekand ware. dieser
halbgelährte, Botte all
seinen Kräften auf,
diesen gottseligen
Mann sowohl schriftl.
als mündlich auf die
gehäßigste Art zu unter-
drucken, und ist dabey
dies merkwürdig, daß
weder ein Freydenker
noch ein glaubensgegner

S. 62

so dreiste waren, diesen
Geistmann in mindestem
zu bedasten, nur der P.
Sterzinger nahm es über
sich. Er kam aber
zu kurz, denn er wurde
als ein unverschämter
Lügner, und nichts be-
deuttender Kerl nach
Haus geschickt.
Wer diesen feinen Mannes
Caracter näher können
Lehrnen will, der lese
das ans Licht getrettene
Büchlein betitelt
Die
Aufgedeckten Sterzini
sche Lügen, Keckheit,
und unwissenheit aus
unwiderstösslichen
Warheiten beleuchtet.

S. 63

Dieser gottseel. Pfarrer
Joseph Gaßner ist zu
Braz nächst Bludenz
1727 den 20.aug. von
frommen, und ehrlichen Eltern
gebohren, bekam die
Pfarr in Klösterl in
Bistum Chur. 1758.
wurde 1776 als Pfarrer
nach Panndorf nächst
Straubing eingesezt, all-
wo er, wie er gelebt,
an Kahrsamstag den
18. April 1778. just
unter der urständ Christi
seelig Verschieden.

S. 64

Anno 1776
[Das Blatt ist leer!]

S. 65

Anno 1777
ein Merkwürdiges
Jahr
Den 3. April Abents nach
6 uhr langte der Kayser
Josef unter dem beliebten
namen eines Grafen
v Falkenstein, mit
Grafen Joseph v Colloredo
und Philippen von Cobenzl
von Wien hier an, und
nahmen das absteigquar-
tier, in dem Gasthauß
zum goldenen Hirschen.
Nach halb 8 uhr ver-
fügten sie sich zu Fuß
in seiner uniform nach
Hofe, wo dieselben
auch, wie die folgende
Täge, bey der churfürstl.
Tafel speisten. Besuchten

S. 66

das opern Haus, und be-
sahen auch die Lust-
schlösser Schleisheim und
Nümchenburg, und nach
einem 3 tägigen aufent-
halt sezten selbe Iero
reise nach Paris fort.
Im Monath May ist
auf höchst Landesherrliche
Verordnung die Friedhof
Mauer bey denen
P P. Franciscanern ab-
gebrochen , und zu Ver-
meindlichen Verschön-
erung der Stadt, und
reinigung er Luft
die Gräber eben zu-
gepflastert worden.

S. 67

Diese weit um den Friedhof
herumgezogene geweste Solide
Maure ware von innenher,
mit sehr anmuthigen Ge-
mälden von den Geheim-
nissen Christi als von
seiner gnadenreichen Ge-
burth an, bis zu Himmel-
farth gezihret.
Den 17t December über-
fielen Sne Churfürstliche
Durchleucht Maximilian8
unseren allerbesten
Landes Vater (nach denen
Höchstselben schon einige
Täge zuvor seine sonst
gewöhnliche Munterkeit
nit mehr zeigten) ein
banger mit Hitze- und

8Kurfürst Max III. Joseph(1727 – 1777)

S. 68

Frost Vermengter Schauder,
als leidige Vorbothen
eines in seinen sonst mit
Dauerhafter gesundheit,
und Starken Kräften
Versehenen Körpers
sich regenden übls.
Nach einigen Ange-
wänden Rettungsmitlen,
äußerten sich über kurz
die Schwarze bosartige
Rinderbochen9 ( von welches
übel Hochst selbe sich in ihrem
Leben immer sorgten) Sein Leib
Medicus Sänftl aber,
ein so kühn als eigen-
nuziger mann nahm diese
gefährliche Krankheit
allein über sich, und
ließ keinem neben
ihnen, als den Leib-

9Pocken


S. 69

medicus Bränka der ein
Kriecher, und auch ganz mit
Stolz- und Eigennuz be-
selter Mann ware alleinige
zur Seithe gehen.
Diese zwey von der Höll zum
Unheill und Verderben aus-
gestxxe Unthier kanten
nicht einmahl die Gefahr,
und täuschten das gute
Volck bis auf den lezten
Tag mit falscher Hof-
nung. Unterdessen
verschlimmerten sich die
umstände in mehr- und
mehr; weillen aber der
durchleuchtigste Patient
die gefahr besser als
seine Ärzte kante,
So warf der groß-
müthige Souveraine


S. 70

sich vollkommen in die
Vater Arme der gött-
lichen anordnung; Sein
Wille Vereinte sich
mit den Willen seines
Schöpfers auf die auf er-
baulichste art; sahen
dem annahenden Tod
mit heiteren blicken
entgegen, forderten
aus eigenenm fommen
tribe sammtliche den
Sterbenden nothwendige
Sacramente legten
eine kindliche Beichte
in zerknirschter Reu
ab, empfingen die
Lezte heilige Weg-
Zährung, und nach mehr
mahl wiederholtem

S. 71

acten der Theologischen
Tugenden auch die Seel
und Leibsterkende lezte
Salbung.
Weillen aber dieser
tugendhafte Fürst, eine
kindliche andacht zur
göttlichen Mutter, Zeit
lebens trug; geruheten
höchst dieselben auch in
dem Tod, vor den Schlus
des theuersten Lebens
hirvon ein rührendes Zeug-
nüs zu geben.
In dieser heiligen absicht
befahl der Tod schwache
Fürst die Wunderthätige
Mutter gottes in dem
Herzog Spital zu seinem
Todbette zu bringen.

S. 72

Es ist nicht zu begreifen,
von was angehäufter
Volksmenge diese
gnaden Mutter dann
begleittet wurde man
hörte sie (nebst dem lauten
Gebett welches bis durch
die Wolken dringen
sollte) nichts anders als
Hände ringen, wehe-
müthiges Klagen mit
häufigen Thränen
Vermischt, und ängstl.
Seufzer, als über-
zeugenste Proben
der zartesten Liebe
sammentlicher unterthanen
gegen ihren mildesten
Landes Vater,

S. 73

Das Winden der Hände
bewegte sogar die frem-
den Passagier zu
mitleidigen Thränen,
und er blosse anblick
dieser bestürzten muste
Felsenherzen bewegen.
Sobald besagte gnaden
Mutter das zimmer betrat
worin der beste Landes
Vater krank darnieder
lag, und ihm dies Bildnüs
in die augen fiell, sandeten
sie ihr (wiewohl schon tod
schwach) die brünstigsten
Seufzer entgegen, und
nahmen den lezten abschied,
die milde augen in seiner
entscheidenden Todes Stunde
auf ihn zu werfen

S. 74

Kurz darauf und nachdem
die bildnus kaum in das
Gotteshaus kam, trennte
sich die tugendhafte Seele
des Durchleuchtigsten
Suvereins von dem
Sterblichen Körper. So
geschehen um halb 2. uhr
nachmittag dem 30t Xber10
1777.
Gleich darauf ertönte das
in allen ohren schröckl.e
Trauergelläute bey den
P.P. Cajetanern als das
das zeichen des todes.
Der Hof verstumte,
Der Hofbediente, und
Der Bürger schwam
in Thränen das Heu-
len bedäubte die

10Dezember

S. 75

ohren, über den schröck-
lichsten Verlust.
Mit ihm erlosch also der
uralte bairische Stamm
der Wittelspachischen Linie,
welche schon im Jahr 1294
geblüet unter Ludwig dem
2t Herzog in Baiern, und
Pfalzgrafen bey Rhein;
so seinem ältern Erbprinze
die Rhein Pfalz, Ludwig
den 3t aber seinem jüngern
Sohn oberbaiern hinterließ,
dem nachmahls im Jahr 1340,
da die nachkömlinge des
vihrten Ludwigs des 2ten
Todes Verblichen auch Nieder
Baiern erblich zu fiell.
die Theuersten Lebens Jahre

S. 76

des nun Verblichenen durch-
leuchtigsten Churfürstens
erfülten ein Zeit Alter
von 50 Jahren 9 Monathe,
8 Tägen, erhielten den
Churhut 1745. den 20. Jänner
ersahen das Weltlicht den
28. Merzen 1727. Ver
mählten sich mit Maria
Anna Sophia, Königl. Pohl-
nische und Churfrstl. Sächsische
Prinzessin 1747 den 13t
Juny.
Drey Stunden nach dem aller
höchsten hinscheiden, wurde
unter einer bedeckung von
Cavallerie und gegebenen
Trompetenzeichen an den
Hauptblazen der Stadt
durch einen Herolden

S. 77

folgendes ausgerufen
von gottes gnaden wür[?]
Karl Theodor S (Sh?)
Nachdem es dem allerhöchsten
gefallen den durchleuchtigst
Fürsten, und Herrn Maxim.
Joseph Sh: aus dem zergängl
in das Ewige Leben zu über
sezen, und sich der Fall hiemit
ereignet hat, wodurch unns
nicht nur allein die erledigte
Chur, und das Erztruchsessen-
amt, samt der obern Pfalz,
nach dem inhalt des Westphali-
schen Friedensschlusses, sondern
auch all übrigen nach ge-
lassenen Lande, sowohl Eigen
als Lehen, in Kraft der ge-
meinen Reichslehensrechten,
dann d goldenen Bulle, und
in unserm von einem gemein-
schaftlichen Stamm Vater

S. 78

absprosenden Gesamthaus
Pfalz- und Baiern, gleich
bey der ersten Abtheillung zu
Pavia errichteten, seithero
mehrfältig wiederholten,
und Letzthin in ao 1766 x
1771 bestättigten, und er-
neuerten Erb Verbrüder
und mutuellem Successions
ordnung, anfällig worden
sind; Xur auch eben der-
wegen schon im Lebzeiten
hochxxxlten Churfürstens
Libten auf all seinen, in
den Pacto mutue Succe-
ssionis
begrifenen Landen
und besizthümern, mitls
dessen durch einen besond
Vertrag de ao 1774 einge
raumten Constituti pos-
sessorii die Com possessionem
civilem
erlanget, und da-
hero auch die natürlich

S. 79

solitarische Possession nun
mehro zugereisten, und die
würkliche Regierung in obbe-
melten Landern anzutretten
desto mindern anstand ge-
nommen haben pp (?)
Als wollen wir pp (?):
NB [in roter Schrift]
dieses ist das Hauptwerk
dieses Verrufs, das was noch
angehenket ware, betraf nur
die unterwerfung des ganzen
Landes.
Auf diesen Verruf hebte
der getreue Baier sein
gebeugtes Haupt wiedrum in
etwas empor, da er wieder
einen der besten Regenten
hate, 1000 Dankseufzer,
und heisses gebethe floche
für den unvergesslichen
Maximilian zu Gott, für die

S. 80

Landes Väterliche Vor-
sorge die er in seinen
Lebs Zeiten für das Vater-
Land gemacht hat.
Schon den 31.t Xber11 wurden
alle militair , und civil
stander in die neue Pflicht
genommen.
Und so endigte sich dies
merkwürdige Jahr.

11Dezember

S. 81

Anno 1778

Den 2t Jänner um Halb
11 Uhr kamen sn Chur-
frstl Drchl. von Pfalz als
unser Neuer Landes Regent
unvermuthet alhier an,
und nahmen das Absteig
quartier auf einige Tage
bey unser Verwittweten
Herzogin Drtl in der Herzog
maxischen Residenz,
dann Verfügten Sie sich
in die churfrtl. Residenz.
Den 4t Jänner Nachmittag
um die 3t Stund übersezte
man den erblassten
Körper des mildesten Landes
Vaters in die Hofkürchen

S. 82

zum Heiligen Kaietan
zwischen die graue Asche
seines glorreichesten er-
Zeugers Kayser Karl
des 7ten und Maria
Amalie der durchleuchtig-
sten Frauen Mutter.
Die feierlichen Leich-
singnüssen aber
wurden auf dem 7ten
8. und 9t. Tag erwenten
Monaths Jenner fest-
gesezt, und gehalten.
die ordnung der Chfstl.
Trauergeister, die
angebrachte Sin-
bilder, Sinnschriften,
und Schilderxgen, um-
gehe ich ganz , und

S. 83

sage nur allein was in
mitten des Hochaltars zu
lesen ware gleichsam
als ein Leichenstein
I.
Hier liegt
der durchleuchtigste
Maximilian III
Ein Enkel Kaisers Ludwigs IV
ein Sohn des Kaiserl Karl VII.
der Kaiserin Josefa Bruder,
Herzog aus Baiern.
des heiligen Röm Reichs
Churfürst,
und dann
plötzlich Staub und Asche.

S. 84

Unterdessen, und da dem
getreuen Baier die Hände
wegen dem entsetzlichsten
Verlust seines Herrns
noch Bludeten, hörten wir
von einem Nahen über uns
ausbrechen wollenden Krieg,
kaum waren die sammtl.
gottesdienst für Weyl- X
Churfürstl. Drchl. Vorbey; so
standen schon 60000 mann
österreicher mit aller nö-
tigen feindlichen feld-
rüstung und einer zahl-
reichen Artillerie zu
nächst an Unsern Bai-
rischen Gränzen. Sie
stelten sich aber nicht lang
Vergebens dar, sondern
marchirten schon den
16. Jänner in unsere

S. 85

Ländereyen ein, besezten das
ganze Rentamt Straubing,
nebst andren gerichtern nahe
an Landshut, wie auch die
Grafschaft mindlheim, die
Grafschaft Haag, min-
stlach, einen theil von d
obern Pfalz die affigirt
geweste Baierx Wappen
wurden herabgerissen und
die Kaiserl. aufgehangen,
die beamten musten die
Kaiserl. Pflicht, und die
unterthanen den Huldigungs
Eid abschweren.
alle anlagen musten
eingebracht, und zur
Kaiserlichen Hof Commission
Straubing eingesendet
werden, von daaus aber

S. 86

wurden diese gelder in
grossen Summen ex-
Presso [?] nach Wiene Ge-
liefert, die guten Baiern
musten also dieses in ge-
dult ertragen, Es
stunde aber nicht lang an,
so nahmen sich Friederich
der grosse der für uns
unsterbliche König in
Preußen unser an,
die ganze sache wurde
beim Reichstag zu Regens-
burg anhängig gemacht,
und nach Viellem bündig
Schriften, endlich zu
denen Wafen ge-
griffen.Österreich
ware angreifender

S.87

Theill, alle Regimenter
die in ihren entfernten
Stadten verlegt waren
musten mit forcirten
Marchen
ins Böhmen,
um ein Haupt Armée
zu formiren, und ohnge-
achtet der rauen Witterung
standen die österreichischer schon
im Felde.
Endlich brach Friederich d
grosse, und unüberwind-
liche mit seinem förchter
lichen Krieges Heer wie
eine schwer geladen
geladene Donner Wolke
bey dem jüngsten gerichts
Tag von Nachos her
in Königsgräzer

S. 88

Kreiß ein, und stelte
sich der Kaiserl. Armé
an der Elbe ins Gesicht.
Sein bruder der unsterb-
liche Prinz Heinrich
aber zur bewunderung der
Welt in Sachsen ein, und
fiehl dem Graf Laudon
in den rücken.
Ich würde zu weitschichtig
wenn ich ein und anders
erwähnen wollte nur
dieses muß ich berühren,
daß es zu keinem
Haupttreffen gekommen,
und daß die vorgefal-
lenen attaquen alle
zum nachtheill Öster-
reichs ausgefallen

S. 89

sind, wehrend denen wurde
an Friedens Vergleichen
sehr Streng gearbeithet,
die Preysische armée
unterdessen befande sich
auf fremtem Boden,
sehr gut, und durch ein und
anders ansehnliches Ma-
gazin noch mehre Schad-
los gehalten. Im
Herbst zoche d Prinz Hein-
rich mit seiner Armée
in Sachsen, in die Winter-
quartier der gute
König aber nahm
in Böhmen Verlieb
und so endigte sich dieses Jahr.

S. 90

Nachtrag zum 1778 Jahr

Den 20. Jänner  177. Verstarbe
mein geliebtester Herr Schwager
der Churfrtl. Hofkammerrath,
und Bräuverwalter Anton von Züntl
im 62. Jahr.

Den 9.t Oct geschache S Sollemni
einzug S kurfürstl Drl von
Mannheim nach München, es
wahre recht rührend anzusehen
wie die hiesige bürgerliche Cavallerie
in ihren prächtigen
uniforme innerhalb ihrem Burgfried
unserm durchleuchtigsten Regente
durch eine Avant- und
Arier gartte einschwenkte.

Bey dem herzoglichen garten
war die erste bey dem schönen
Thurm die zwote Triumph
Pforte errichtet, und d Rath
haus- und gegend ware
auch recht herlich gezihret,
auf allen Thürmen, und
Schwing Bogen liessen sich

S. 91

Trompeter und Bauken unaus-
gesezt hören, durch die Stadt aber
paratirten die Bürgerliche
grenatier, und infanterie
das groß Daunische, und
Hollensteinische Regiment,
das Leib Regiment aber paratirte
an der Residenz. die Volkes Menge
ware unbeschreiblich
welches unsern Besten Regenten
x 1000 Segens Wünsch immer
zu schrie, und so wurde dieser
feuerliche Tag geendet.
NB keine ordentliche Huldi-
gung ist x  geschehen.
Weiters wurden die Salzstadl
in der Stadt abgebrochen, und
auf der Schieshitten Neue erbauet.

S. 92

Anno 1779

Zogen die Arméen zwar
wieder ins Feld, Es er-
folgte aber durch Ver-
mitelung des grossen
Friederichs, dann Russ-
land, und Frankreichs der
liebe Friede. und
wurde zwischen Ihrer
majäst der Verwittweten
Kayserin, dann Sr Churftl
durch Karl Theodor
Vermög einer durch den
Teschen Friedens Schluß
den 13. May 1779 be-
stättigten Convention
ausgemacht, daß die

S. 93

innseit des Innstroms
dann Salzach, und Donnau
entlegenen 7. gerichter,
als Wildshut,
Friedburg, Mauerkürchen,
Mattigkofen, Braunau
Ried– und Scharding, an
das Erzhaus über-
lassen, hingegen all
übriges was von denen
österreichern über 1 ½ Jahr
occupirt gewesne wieder
Rehtituirt, und ist der
abmarsch der K.K.
Truppen im Monath
May erfolgt. Der gute
Baier wünschte ihnen
1000 Seegenswünsche
auf den Buckl nach.

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