Über uns

Autobiographische Zeugnisse sind wichtige Quellen für die Geschichts- und Kulturforschung, vor allem für die Erforschung der Alltags- und Mentalitätsgeschichte.
Das Deutsche Tagebucharchiv (DTA) mit Sitz im Alten Rathaus von Emmendingen versteht sich als Aufbewahrungsort solcher Zeitzeugnisse aus dem deutschen Sprachraum. Unveröffentlichte Tagebücher, Lebenserinnerungen und Briefe von nicht prominenten  Personen werden hier gesammelt, archiviert, fachgerecht aufbewahrt und sowohl der Wissenschaft als auch der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Unter Denkmalschutz

Gut zwei Jahrzehnte nach seiner Gründung ist das Deutsche Tagebucharchiv (DTA) in Emmendingen im März 2019 als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen worden.
In der Begründung des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg heißt es:

Archive bilden das Gedächtnis der Gesellschaft. Öffentliche Archive können […] diesem Auftrag allerdings nur teilweise nachkommen.
Die Erweiterung des ‚Gedächtnisses der Verwaltung’ zu einem ‚Gedächtnis der Gesellschaft’ geschieht durch Unterlagen z.B. von Vereinen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen AkteurInnen […]
Auch damit werden allerdings Dokumente alltäglicher Lebenswelten nicht erfasst, obgleich die Alltagsgeschichte seit Mitte der 1980er Jahre in Deutschland als Teilbereich der historischen Forschung anerkannt ist. Die Bestände des Deutschen Tagebucharchivs in Emmendingen dienen dazu, hier Lücken zu schließen.

Der Schutz der Sammlung des Deutschen Tagebucharchivs wurde möglich durch ein Gutachten des Landesarchivs Baden-Württemberg, welches die Bedeutung der DTA-Sammlung aus ‚wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen’ feststellte. Durch diese Initiative wird dem Deutschen Tagebucharchiv jetzt vor allem wegen seines „besonderen Seltenheitswertes und des hohen dokumentarischen und exemplarischen Wertes“ eine Würdigung im Denkmalbuch zuteil.

Aufbau

Gründerin Frauke von Troschke

Gründerin Frauke von Troschke

Das Deutsche Tagebucharchiv ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein (Satzung) und zählt im Jahr 2024 circa 600 Mitglieder. Ehrenmitglied Frauke von Troschke hat das Archiv 1998 gegründet und stand 18 Jahre lang als Vorsitzende dem Trägerverein vor.
Seit April 2016 leitet ein Vorstandsteam unter Vorsitz von Marlene Kayen die Geschicke des DTA.
Zentrale Anlaufstelle für die Öffentlichkeit und die Recherchierenden ist die Geschäftsstelle  in Emmendingen mit 4 Festangestellten. Dort wird die Arbeit der etwa 100 ehrenamtlich Mitarbeitenden koordiniert, deren engagierte und unbezahlte Arbeit die Archivierung und sorgfältige Erschließung der Dokumente überhaupt erst ermöglicht.

Das Archiv finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Zuwendungen von öffentlichen Einrichtungen und Privatpersonenen, sowie seit 2023 einer Förderung durch das Land Baden-Württemberg, dank derer das strukturelle Defizit teilweise abgedeckt werden kann. Es bedarf aber weiterhin immer wieder großer Anstrengungen, das jährliche Budget zu sichern. 2012 wurde eine Treuhandstiftung gegründet, deren Erträge langfristig den Bestand zusätzlich absichern sollen.

Der Bestand des Archivs umfasst Anfang 2024 über 27.000 Dokumente von mehr als 5.800 Autoren und Autorinnen (Fakten und Zahlen). Aktuell sind ein gutes Fünftel der Dokumente digitalisiert.

Das DTA ist nicht nur Archiv im engeren Sinne. Durch öffentliche Veranstaltungen, wie die „ZEITREISE“, ist das Deutsche Tagebucharchiv auch ein Forum für individuelle Lebensgeschichten. Ein kleines Museum  erweitert seit 2014 die Möglichkeit, ausgewählte Dokumente in Wechselausstellungen eigenständig zu betrachten. Ebenso bietet der Instagram Account Einblicke in das vielfältige Sammelgut.

Diese Auszeichnungen wurden dem Deutschen Tagebucharchiv verliehen:

  • Kulturpreis der Stadt Emmendingen im Jahr 2000
  • Wettbewerb „Echt gut! Ehrenamt in Baden Württemberg“ im Jahr 2005 (3.Platz)
  • Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen 2006“ – Auszeichnung als ausgewählter Ort
  • Stiftungspreis der Stiftung Württembergische Hypothekenbank im Jahr 2006
  • „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ – Eintrag in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg 2019 als schützenswertes Kulturgut

Bild eines Tagebuch

Welche Dokumente wir sammeln

  • Tagebücher
  • Erinnerungen
  • Briefe  (nur nach Rücksprache)
  • Erinnerungsträger, z.B. Fotos oder persönliche Dokumente, werden – in geringem Umfang – nur dann als Anlagen zu den autobiografischen Texten entgegengenommen, wenn sie diese wesentlich ergänzen.

 Welche Dokumente wir nicht sammeln

  • Terminkalender
  • Gästebücher
  • Poesiealben
  • tabellarische Chroniken/Haus- und Hofchroniken
  • erfundene (fiktive) Texte wie Erzählungen, Gedichte oder Romane
  • veröffentlichte Autobiografien, Briefsammlungen, Erinnerungen
  • juristische, ökonomische oder administrative Dokumente, z.B. unfreiwillig verfasste Zeitzeugnisse (Verhöre, Personalakten)
  • Rechnungs- oder Haushaltsbücher

Bild eines Tagebuchs

Was geschieht mit dem Dokument?

Vertrag

Zwischen dem Einsender und dem Archiv regelt ein Vertrag den rechtlichen Status der Übergabe (Schenkung). Vor einer Zusendung von Dokumenten sollte mit dem DTA-Büro Kontakt aufgenommen werden.

Die Autoren, bzw. Einsender müssen damit einverstanden sein, dass die Texte gelesen und inhaltlich ausgewertet werden. Nutzungseinschränkungen werden im Vertrag eingetragen. Texte mit Sperrfristen o.ä. werden nicht angenommen. Die Verantwortung für die persönlichen Rechte dritter Personen, die durch die Erschließung der Dokumente verletzt werden könnten, tragen die Einsender.

Bild eines Tagebuch

Texterschließung

In einem ersten Arbeitsschritt werden die Dokumente mit einer Signaturnummer eindeutig gekennzeichnet. Es wird ein Verzeichnis mit Angaben zu Typ, Form, Umfang und zeitlicher Zuordnung angelegt, das zusammen mit den vom Einsender gelieferten biographischen Angaben zum Autor in eine Datenbank übertragen wird.

Um die Originale bei der weiteren Nutzung zu schonen, werden sie kopiert und danach in säurefreier Kartonage verwahrt.

Viele Tagebücher aus früheren Jahrhunderten bis in die 1940er Jahre wurden in alter deutscher Schrift (Kurrent) verfasst und müssen– zum Teil in monatelanger akribischer Arbeit – zuerst transkribiert werden.  Beispiele aus der Transkriptionswerkstatt finden Sie hier.

In einem weiteren Arbeitsschritt erfolgt eine inhaltliche Erschließung. Stichwortartig werden Merkmale zum Inhalt ermittelt und die Charakteristika des Inhalts beschrieben. Dazu gehören auch Ortsangaben, sowie die Erwähnung bedeutender Persönlichkeiten und besonderer Ereignisse.

Alle Angaben werden in einer Datenbank verwaltet, die mit ausgewähltem Datenumfang auch über das Internet in einem Online Katalog zugänglich sind. Das Dokument wird  in die jährliche Broschüre Lebensspuren aufgenommen.

Die hier beschriebene Archivarbeit wird von ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern ausgeführt, die alle verpflichtet sind, die Bestimmungen des Datenschutzes und die im Vertrag vereinbarten Nutzungsrechte zu beachten.